RSH - Wie alles begann...
  "Raders" Memories
 
An dieser Stelle gibts einige Memories von Helmut Radermacher, der immerhin als einer der ersten Macher vor Ort war.
Er begann seinen Job mit den Vorbereitungen & dem Aufbau von RSH bereits am 01. August 1985, 11 Monate vor dem Sendestart



Musik, Musik, Musik

 Was soll laufen auf dem neuen Sender? (1985/'86)

"Als RSH anfing, wurde von so manchen gelästert, besonders natürlich von der Konkurrenz, aber auch von den sogenannten „richtigen“ Journalisten. Okay, am Anfang hatten wir nicht die großen Nachrichten, wir konnten sie uns einfach nicht leisten. Das weltumspannende Netz konnten wir nicht bieten. Den Hörern aber gefiel unser Stil. Dennoch, wir hatten die Lizenz bekommen, mussten also das Vollprogramm liefern. Dazu gehörten auch Sport, Kirche, Kultur, Regionales, Wort, Comedy, Werbung usw. Und dieses „usw.“ nutzten wir aus - die Musik. Wir spielten mehr Musik als jeder andere Radiosender in Deutschland. Und das, weil wir nicht so viel redeten wie andere. Und es kam auf die richtige Musik an, dazu gehörte die richtige Auswahl wie auch die richtige Mischung.

Wie kommt man auf eine richtige Auswahl? Hermann Stümpert und ich hatten schon im Saarland zusammen gesessen und diskutiert, was geht und was eben auch NICHT, oder was nur schwer zusammen passt. Wir wollten möglichst, zumindest am Tag von morgens 5 bis am Abend um 19 Uhr Lieder spielen, die unsere Hörer lieben würden. Also musste auch bedacht werden, dass genügend Songs im Programm waren. Nicht nur Nummer 1 Hits, sondern auch mal einen Lied, das nur als Beispiel auf Platz 39 gelandet war.

Die meisten von uns waren in erster Linie mit den Hits aus USA und England aufgewachsen. Dazu kamen dann auch noch so einige aus den benachbarten Ländern wie Frankreich, Italien, Spanien usw., oft den Sommerhits, die gerne mal aus dem Süden kamen. Aber auch deutsche Lieder waren ja nicht immer schlechte Schlager.

Dazu aber gab es auch „Hits“, die alle kannten, aber keine Hits waren. Was, das glauben Sie nicht, dass es so was gibt? Frage - wie heißt der größte Hit von Reinhard Mey? Antwort - „Mann aus Alemania“. 1974 Platz 18 bei uns. Der zweitgrößte Hit hieß „Annabelle, ach Annabelle“, 1972 Platz 29. Und wo bleibt nun das Lied, das wirklich jeder kennt und mag, „Über den Wolken“? Es war kein Hit.

Zweites Beispiel - 1972 gab es einen Superhit, neun Wochen Platz 1 bei uns - Wum’s Gesang mit „Ich wünsch mir `ne kleine Miezekatze“. Kann man das spielen, wenn davor die Beatles sangen und danach Abba kommen? Ein ganz klares NEIN. Also haben wir den geschätzten „Sänger“ Loriot nicht gespielt, dafür aber Reinhard Mey. Da gäbe es noch mehr Beispiele. Ja, wir haben oft und lange zusammen gesessen und diskutiert und abgewägt. Es war so wichtig.

 

Was mindestens genau so wichtig war, wenn nicht noch wichtiger, war die Mischung. Wir wussten von anderen Sendern, wie dort so was gehandhabt wurde, nämlich jeder Moderator mehr oder weniger nach Gutdünken. Da wurden Seemannslieder gespielt, als wäre es das Wichtigste im Norden. Dabei spielten nicht einmal die Bayern den ganzen Tag Jodler. Aber auch Operetten, Märsche und Schlager in der Art von Caterina Valente oder den Flippers schienen sehr wichtig zu sein. Und das den ganzen Tag, dazu noch ohne ein ersichtliches Konzept. (Wir hatten so manche Sender wochenlang mitgeschnitten und analysiert).

Um so was zu verhindern, entstand die sogenannte Farbenlehre, denn der Moderator als Beat-Fan hätte vielleicht drei, vier Titel aus „seiner“ Zeit aufgelegt, also gerechnet für die 60s - nach den Beatles die Searchers, dann die Hollies und die Stones. Ähnliches lässt sich auch ganz einfach für die 50er oder 70er Jahre sagen. Also nach Elvis wäre Bill Haley gekommen, danach die Everly Brothers und Pat Boone, in den 70er Jahren eben nach Abba Boney M, dann Middle Of The Road und Pussycat usw. Das aber wäre nur gut für die Fans eben dieser Jahrzehnte. So kamen wir auf die Idee, Farben in Rotation einzuführen. Jeder Titel, der damals fest bei uns Programm war, und das waren gut und gerne so an die 3000 Songs, hatte ein bestimmte Farbe und stand dann alphabetisch sortiert für alle Moderatoren griffbereit. Jeder hatte dann eine Kiste, die er vor der Sendung anhand seiner „Uhr“ bestückte. Diese Uhr gab vor, dass die Sendung immer mit einem Opener zu beginnen hatte, also kein Love-Song am Anfang einer Stunde. Dazu war es mal ein blauer, mal ein grüner, mal gelber usw. Titel. Danach musste eine andere Farbe gespielt werden, dann die nächste usw. So bestand die Uhr/Sendung aus allen möglichen Farben, die in etwa den Jahrzehnten entsprachen. Nach der Sendung landeten die Titel erst einmal bei den gespielten, so lange, bis keine mehr da waren. Dann begann alles von vorne. Das waren die Farben:

 

Blau bedeutete 1955 bis 1964 (plus ein paar bekannte Titel aus der Zeit davor), grün - 1965 bis 1974, gelb - 1975 bis 1985, weiß - erst Instrumentals, aber wir merkten schnell, dass viele der neuen Songs ab 1986 auch eine eigene Farbe brauchten, schwarz - war Trauer für besondere Anlässe, orange - die neuen Superhits, rot - waren die Hits der Woche, braun - Titel aus aktuellen LPs und dazu kam natürlich noch die Kraftrille. Dazu hatte jeder Moderator, wenn er wollte, auch einen freien Titel pro Stunde.

So empfand der normale Hörer, egal wann er einschaltete, dass er den Sender mit ruhigem Gewissen den ganzen Tag anlassen konnte; ein Aus- oder Umschalten war nicht mehr nötig."

 

 



Die "22 Uhr Schiene" 1986

"Es war die Zeit, als ich noch so viel an Vorbereitungen zu tun hatte, dass ich kaum zum Senden kam. Die ersten Monate nach Sendestart: Um 22 Uhr kam wochentags immer eine themenbezogene Sendung wie "Oldies", "Country" oder "Swing". Diese Schiene wurde ca. ein halbes Jahr nach Sendestart überarbeitet. Ich übernahm dann die komplette Oldie Schiene, also Montag 50s, Dienstag wie vom ersten Sendetag an Country, dann am Mittwoch die Sixties, und am Donnerstag dann die Seventies. Abgesehen von Country gab es immer Charts aus USA oder UK aus den einzelnen Jahren, also als Beispiel am Mittwoch aus dem Jahr 1968 die Top Twenty aus England vom Mai, oder auch schon mal die komplette Top 100 aus USA, von 100 an nach unten bis hin zur 1. Die Leute schnitten dann wie verrückt mit, da es Oldies gab, die wohl noch nie in deutschen Radios gelaufen waren. Kein Wunder, dass das Spaß machte, denn die Reaktionen in Form von Telefon – direkt an die 0431 – 5051 oder als Briefe an mich oder sogar sehr nette an die Programmredaktion häuften sich.

Ganz selten spielte ich auch schon mal einen deutschen Oldie.

Und dazu gibt es eine schöne Geschichte, die ich einige Tage nach so einer Sendung erzählt bekam. Wir saßen wohl irgendwo in einer Kneipe mit Stümpert und vielen anderen zusammen, als Uschi Prinke erzählte, ihr Mutter sei so ein Fan von mir (okay, vielleicht von meiner Sendung). Da spielte ich eines Tages auch mal ein deutschen Oldie – Heid Brühl sang ja mal „Wir wollen niemals auseinander gehen“. Das war ja nicht ganz so mein Musik, daher musste ich da immer ein paar dumme Kommentare zu abgeben. Stümpert hatte nicht direkt darauf bestanden, aber immer gesagt, dass auch mal deutsche erfolgreiche Schlager hin und wieder gespielt werden sollten. Okay. Also sagte ich in etwa – 1960, Heidi Brühl hatte da einen Nummer 1 Hit, aber den sang sie am liebsten, indem sie dabei auf ihre Beine sah, also – wir wollen niemals auseinander gehen.

Ich vermute, ich hatte mit der Mutter Prinke einen Fan weniger. Auch Stümpert hatte das gehört, ich möge mich doch ein wenig zusammenreißen. Aber er sagte auch, dass er sich dabei schon kaputt gelacht hatte..."





Sendestart 1986:

Betrifft: Sendung "Black out"

"Blackout war eine Idee von mir. Damals kursierte das Wort, weil der Generalsekretär von Helmut Kohl, Heiner Geißler, mal Kohl in
Schutz genommen hatte, weil der Blödsinn geredet hatte. Geißler meinte, Kohl habe nur einen Blackout gehabt. Ich schlug das als Sendung vor, es wurde akzeptiert. Ich moderierte da immer mal was, was nicht stimmte, die Lösung musste dann gefunden werden. Wer alle richtig hatte, bekam eine LP nach Wunsch oder sonstige Sachen."


Sommer 1989:

Betrifft: Jürgen Drews Comeback mit "Irgendwann, Irgendwo, Irgendwie"

"Jürgen hatte uns besucht. Ich dachte damals, wenn schon deutsch, dann so peppig wie dieses Lied. Er schenkte mir dann die Single mit Widmung - Helmuts Privatplatte , das war noch eine Promo ohne richtiges Etikett. Und die Hülle auch. Aber da war es schon Kraftrille. Er kannte mich gut vom Radio, weil er immer besonders meine Country Sendung hörte. Er war ja großer Country Fan. Kornfeld (Bellamy Brothers - Let Your Love Flow und Barfuß durch den Sommer - Eddie Rabbitt - Rocky Mountain Music, Unnahbarer Engel . Alan O' Day - Undercover Angel usw.) Jürgen wohnte in Schleswig."


1990:

Betrifft: Rader und Fats Domino

"Fats Domino war 1990 (auch) in Deutschland. Er gab zwei Konzerte im Norden, die wir präsentierten, Hamburg und Kiel.
In Hamburg machte ich ein Interview mit ihm, was unglaublich war. Ich weiß noch, ich kam nachts nach Hause, musste noch so um 1 Uhr einen Beitrag abliefern, weil der am Morgen schon laufen sollte. Am nächsten Tag, als ich dann zum Sender kam, meinte Stümpert, den Beitrag müsse jeder bekommen, damit man merkt, wie solche Beitrage zu Konzerten aussehen sollen. Ich hatte also die Fats Live-Version von "Blueberry Hill" eingebaut, die Stimmung vom Saal rübergebracht usw. Da war ich richtig stolz, denn ich hatte das alles doch ziemlich müde nachts zusammengebastelt.
In Kiel durfte ich Fats sogar ansagen, was nicht üblich ist. Den Veranstalter kannte ich sogar sehr gut, er erzählter mir, wie gut Fats drauf wäre, da er ihm sein Lieblingsessen gekocht habe.
Was ich noch weiß, im Vorfeld spielte eine englische Rock'n'Roll Band. Der Gitarrist zeigte mir ganz stolz seine Gitarre, erzählte mir, er habe sie Scotty Moore, dem ersten legendären (hier passt das Wort absolut) Elvis Sologitarristen abgekauft. Das erzählte ich dann sogar noch auf der Bühne. Die Band war sehr gut, Fats am Abend perfekt. Also, der Job war manchmal mit nichts auf der Welt zu bezahlen."




(Foto aus Privatbesitz von Hel Rader. Genehmigung der VÖ liegt vor)


1994:

Betrifft: Hollywood
(Text dazu folgt noch)














1996:

Betrifft: Bohlen Besuch bei RSH

Dieter Bohlen besuchte mal wieder RSH, was er öfter tat. Zum einen hatte er es von Hamburg aus nicht so weit, auf der anderen Seite war er in dem Punkt absolut aktiv. Und normal freut sich ein Sender immer auf Besuch von Künstlern. Seine Band „Blue System“ lief ja nun nie besonders gut, in den 90er Jahren gab es nicht einen Top Ten Hit, und in letzter Zeit wurde es schon richtig schlimm mit seiner Ausbeute.
 
Aber er wollte immer mal nachhelfen. Wenn man Glück hat, kommt man dann auch sogar live direkt in eine Sendung, wo dann kurz geplaudert wird und auch der aktuelle Titel sofort gespielt wird. Es war wohl im Jahr 1996, also kurz vor Ende dieser Formation. Ich vermute, es war für seinen Wohltätigkeits-Song für Unicef „For The Children"

Ich hatte an dem Tag viel zu tun, aber Dieter, der mich kannte, ging an meinem Büro vorbei, sah mich und sprach mich an. Nach einem Smalltalk sagte er, ob er mich mal was fragen könne, so in etwa: "Du hast doch immer auch diese Oldies Sendungen und Oldie Nächte, ab wann ist denn ein Lied ein Oldie? Ich sagte, das komme natürlich hauptsächlich drauf an, wie groß der Hit war, dann aber auch, wann er ein Hit war. So in etwa gute 10 Jahre sollte das Lied schon alt sein.
Da meinte er, dann könne ich ja jetzt seine ersten Modern Talking Songs auch spielen. (1985 ging es los damit). Ich drückte mich da ein wenig rum, sagte, es gäbe eben die klassischen 50er, 60er und 70er Jahre Oldies, aber eben noch keine 80er. Na ja, er grinste sein bekanntes Lächeln und gab sich damit aber zufrieden.

 
   
 
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